Feuerschutz gestern – Brandschutz heute
Aus Gründerzeiten ist uns bekannt, dass trotz der erhöhten Feuergefahr, bedingt durch die Holz- und Strohbauweise und die ständige Unterhaltung von offenen Feuerstellen, nirgendwo ein aktiver Feuerschutz existierte. So entwickelte sich oft aus einem kleinen Feuer ein verheerender Großbrand, dem die gesamte Ortschaft zum Opfer fiel. So soll 1593 der Ort Lindenthal total niedergebrannt sein. Für die betroffenen Familien bedeutete dies den Ruin auf viele Jahre. Eine Feuerversicherung wurde erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts eingeführt. Bis zum Jahre 1910 konnte man die Gemeinde Lindenthal als eine reine Dorfgemeinde ansprechen. Aber schon machten sich Anzeichen bemerkbar, dass die behagliche, beschauliche Ruhe eines Landortes der Leipziger Tieflandsbucht für Lindenthal vorbei sei. An den Dorfenden begann eine rege Bautätigkeit. Man erbaute den Rangierbahnhof Leipzig/Wahren. Um den Eisenbahnern Wohnraum zu schaffen, wurde die „Baugenossenschaft“ gegründet. Im Oktober 1909 entstand der 1. Wohnblock. Straßen, Gas- und Wasserleitungen wurden geschaffen.
Auch eine neue Schule wurde gebaut. Somit wurden die Anforderungen der sogenannten Pflichtfeuerwehr zu groß. Als besten Ausweg aus diesem mangelhaften Zustand erachtete man die Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr.
So beauftragte der Gemeinderat im Frühjahr 1910 den Kirchschullehrer Otto Hase, mit der Lösung dieser Aufgabe.
Am 29. Mai 1910 wurde im „Deutschen Haus“ (Ratskeller) unter der Leitung von Otto Hase eine öffentliche Versammlung veranstaltet. Sie fand vor der Einwohnerschaft ein starkes Interesse. Es erklärten sich am 02.06.1910 36 Männer sofort zum aktiven Dienst bereit. Es war die verfassungsgebende Versammlung, in der das inzwischen ausgearbeitete Grundgesetz einstimmige Annahme fand.
Kantor Hase und Eisenbahnsekretär Wilhelm Pfennig wurden zu Hauptleuten der nunmehr gegründeten Freiwilligen Feuerwehr zu Lindenthal einstimmig gewählt. Am 08. Juni 1910 fand die erste Übung statt. Die Mannschaft wurde auf ihre Eignung geprüft und dementsprechend eingeteilt. Zunächst wurden alle an der Spritze ausgebildet. Es wurde fleißig geübt und gelernt. Die Mitgliederzahl waren ca. 60 Kameraden.
Am 16.Juli 1910 wurde Gutsbesitzer Otto Arndt Brandmeister und ins Kommando als 2. stellvertretender Hauptmann eingesetzt.
Am 12. Dezember 1926 konnte der Wehr den früheren „Lindengarten“ zum Feuerwehrgerätehaus übergeben werden. Seit 1910 war die Unterkunft der Wehr ein Holzhäuschen. Dieses Gerätehaus steht im Gemeindegrundstück Gartenstraße 2 (wo auch heute das neue Gerätehaus steht).
Die Lindenthaler Feuerwehr blickt mit Stolz auf 25 Jahre voller Arbeit, Mühe und Hilfsbereitschaft zurück. Wir schreiben das Jahr 1936, wo die Wehr ihr Jubiläum am 13. und 14. Juni feierte.
Zu Ehren der Wehr, wurde der 38. Feuerwehrverbandstag im Ort abgehalten. Alle Wehren des Leipziger Feuerwehrverbandes haben sich in der Jubelwehr zu einem außergewöhnlichen Festumzug durch den Ort zusammengefunden.
Dieser Anlass ist als besonders geeignet wahrgenommen worden, der Wehr eine Motorspritze zu überreichen, anstelle der bisher noch immer benutzten Handdruckspritze.
Der II. Weltkrieg brachte erhebliche Belastungen für die Wehr. Fast alle Einsatzkräfte waren eingezogen und standen der Wehr somit nicht zur Verfügung.
Nach Beendigung des II. Weltkrieges traten wieder neue Kameraden in die Freiwillige Feuerwehr ein und es wurde versucht, wieder Ordnung in das Feuerwehrleben zu bringen. Die Wehr bestand 1945 aus 40 Kameraden. Mit der Feuerwehrtechnik und den finanziellen Mitteln haperte es aber sehr. Die FFw bekam 1945 pro Kamerad eine Reichsmark, also 40,-- Reichsmark. Damit konnten wahrlich keine großen Sprünge gemacht werden und so galt es, viel Eigeninitiative zu entwickeln, um geeignete Löschgeräte zu beschaffen. Da die FFw Lindenthal über kein Feuerwehrfahrzeug verfügte, musste bei größeren Bränden die Kreisfeuerwehr Markkleeberg alarmiert werden.
Der Erhalt der Wehr war in den Nachkriegsjahren sehr schwer, viele Dinge mussten improvisiert, Reparaturen an der notdürftigen Technik oft in Eigenleistungen durchgeführt werden. Mehrfach gab es Ausfälle der Alarmierung durch Stromausfälle oder schwachen Strom und so musste man wieder zur manuellen Alarmierung, zum Signalhorn und ähnlichem übergehen. Um den Brandschutz in den Gemeinden Lindenthal und Breitenfeld besser gerecht zu werden, beantragte der Bürgermeister Schönzartes bei der Kreisfeuerwehr Markkleeberg ein Löschfahrzeug. Da zu dieser Zeit Löschfahrzeuge sehr rar waren, wurde dieser Antrag abgelehnt. So verfügten wir nur über einen Tragkraftspritzenanhänger. Als Zugfahrzeug war ein gestifteter PKW eingesetzt, den wir die "feurige Isaballa“ nannten.
Da die FFw Lindenthal weiterhin sehr dürftig mit Löschtechnik ausgerüstet war, spendete 1956 die Firma Schwenker der Feuerwehr einen alten LKW Mercedes. Diesen LKW bauten sich die Kameraden in 5000 freiwilligen Aufbaustunden als Löschfahrzeug um. Es wurde mit Blaulicht und Martinshorn ausgestattet und diente als Mannschaftsfahrzeug für 12 Kameraden. Er löste „die feurige Isabella“ ab. Diese hervorragende Leistung der Kameraden wurde vom Rat des Kreises mit einer Prämie in Höhe von 50,-- Mark honoriert.
Kommandostelle Breitenfeld
Zur Verbesserung der Einsatzbereitschaft der Freiwilligen Feuerwehr im Ort, besonders an Werktagen, wurde 1957 eine Kommandostelle in Breitenfeld eingerichtet.
Da einige Kameraden der Wehr Lindenthal in Breitenfeld wohnten, wurden diese Kameraden der Kommandostelle in Breitenfeld als Einsatzkräfte zugeordnet.
Als Kommandostellenleiter und Ausbilder wurde der Kamerad Walter Reimann eingesetzt. Für den vorbeugenden Brandschutz war der Kamerad Ludwig Steinke verantwortlich.
Weitere Kameraden waren: Hans Neuwirt, Erwin Hahn, Kurt Batsch, Horst Gregor, Matthias Junke, Manfred Schladitz, Fred Berniger und Gerhard Schulze.
Als Gerätehaus diente ein Raum einer Scheune. Die Technik bestand aus einem Tragkraftspritzenanhänger. Das Zugfahrzeug dazu wurde bei Bedarf von der LPG gestellt.
Als die FFw Lindenthal vom Rat des Kreises 1964 das Löschfahrzeug LF 25 bekam, wurde der Mercedes von Lindenthal nach Breitenfeld umgesetzt.
Besonders in der Kommandostelle wurde dem vorbeugenden Brandschutz große Aufmerksamkeit gewidmet. Galt es doch, in Vorbereitung und Durchführung der Ernte dafür zu sorgen, dass Brände verhindert werden und die Ernte verlustlos eingebracht werden konnte. So mussten durch die Kameraden gerade in den Sommer- und Herbstmonaten verstärkt Brandschutzkontrollen in den Einrichtungen der MAS, MTS sowie in landwirtschaftlichen Objekten, auf den Feldern und Druschplätzen durchgeführt werden. Das beanspruchte sehr viel Freizeit und so waren in diesen Monaten auch die Wochenenden mit Kontrollen ausgelastet.
1965 wurde die Kommandostelle Breitenfeld aufgelöst und die Kameraden wieder in die Wehr Lindenthal eingegliedert.
1957 erhielten alle Kameraden neue Uniformen und so konnten wir wieder in einheitlicher Bekleidung in der Öffentlichkeit auftreten.
Traditionsgemäß wollte die Wehr auch in dieser Zeit wieder mit dem Aufbau einer Kapelle beginnen. Der Kamerad Otto Schuster gab den Anstoß dazu und die MAS Breitenfeld stellte die Instrumente zur Verfügung. Die Kameraden versuchten, oft ohne musikalische Vorkenntnisse und Fähigkeiten zu üben. Alle gaben sich große Mühe und mit viel Eifer konnte die Kapelle ein halbes Jahr später zu öffentlichen Feierlichkeiten ihr Können zeigen.
1964 musste unser alter Gefährte, das LF „Mercedes“ ausgemustert werden. Er entsprach nicht mehr den technischen Anforderungen und Ersatzteile konnten auch nicht mehr beschafft werden. Im Juni 1964 stellten wir einen Antrag auf Zuweisung eines Löschfahrzeuges. Im Sommer war es dann so weit und wir bekamen ein LF 25, Baujahr 1939. Es war zwar kein neues Fahrzeug, aber wir konnten wieder die Brandbekämpfung gewährleisten.
1970 wechselte unser LF 25 nach Markranstädt und wir erhielten ein Löschfahrzeug vom Typ LO / LF 8 / TS 8 T / STA.
Die politische Wende 1989/90 brachte natürlich auch Veränderungen für unsere Wehr. Gesetze und Verordnungen wurden hinfällig und durch neue ersetzt. Das Einsatzgeschehen veränderte sich. Nun waren wir nicht mehr vorwiegend für die Brandbekämpfung zuständig. Die Einsatzvielfalt nahm erheblich zu. Die Einsätze zur technischen Hilfeleistung, besonders nach Verkehrsunfällen, nahm drastisch zu. Es musste neue Technik beschafft werden, um diese Hilfeleistungen ordnungsgemäß durchzuführen. Gleichzeitig bestand Handlungsbedarf für die Beschaffung entsprechender Schutzkleidung. Mit der Schutzkleidung wurde unsere Wehr 1990 neben verschiedenen Erneuerungen ausgestattet. Noch einen Erfolg konnten wir 1990 verbuchen. Vom Land Sachsen erhielt unsere Wehr aus alten DDR-Beständen ein Löschfahrzeug LF 8. Damit konnten wir unsere Einsatztechnik erweitern. Natürlich kam durch die Veränderung des Einsatzspektrums die Problematik intensiver Weiterbildung auf die Tagesordnung.
Durch Erfahrungen der letzten 5 Jahre im Brand- und Hilfeleistungsgeschehen, wurde in gemeinsamen Beratungen mit Bürgermeister, Abgeordneten, Feuerwehrausschuss und dem Leitungskollektiv der FFw die Beschaffung eines neuen Tanklöschfahrzeuges TLF 16 beschlossen. Das Leitungskollektiv setzte sich mit dem Hersteller des TLF 16, die Fa. Schlingmann, in Verbindung. Ohne den hohen Einsatz an Engagement und Opferung von viel Freizeit einzelner Kameraden, wäre die Beschaffung des Tanklöschfahrzeuges 16 nicht möglich gewesen.
Am 19. August 1995 war es dann so weit. Der Bürgermeister, Thomas Kuhnert, übergab dem Ortsbrandmeister, Michael Krieg, und den Kameraden der Wehr das langersehnte Löschfahrzeug TLF 16/25 der Firma Schlingmann. Erstmalig in der Feuerwehrgeschichte der FFW Lindenthal wurde ein neues Löschfahrzeug von der Gemeinde Lindenthal selbst finanziert!